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Alkoholiker

 

Mit hämischem Blick auf die Philosophen spottete Fronto, der Rhetorik-Lehrer Mark Aurels, daß sich Sokrates auf Symposien herumgetrieben habe, während Chrysipp an 365 Tagen im Jahr betrunken gewesen sei. Zit. bei Klaus Rosen, Marc Aurel, Reinbek: Rowohlt 1997, 77.

Arkesilaos soll kurz vor seinem Tod durch übermäßigen Weingenuss in Irrsinn verfallen sein. Diog. Laert. IV 44; vgl. Woldemar Görler, Älterer Pyrrhonismus, jüngere Akademie, Antiochos aus Askalon. In: Hellmut Flashar (Hrsg.), Grundriss der Geschichte der Philosophie, begründet von Friedrich Ueberweg. Die Philosophie der Antike Bd. 4: Die hellenistische Philosophie, Basel 1994, S. 717-989, 796.

Avicenna galt als ausschweifender Weintrinker. Vgl. Gotthard Strohmaier, Avicenna, München: Beck 1999, 35; W.Montgomery Watt, Michael Marmura, Der Islam, II Polit. Entwicklungen und theolog. Konzepte, Stuttgart u.a.: Kohlhammer 1985, 320-392.

Paracelsus wurde immer wieder als haltloser Säufer abgetan. Udo Benzenhöfer, Paracelsus, Reinbek: Rowohlt 1997, S. 61 u. 65; Georg Schwedt, Hg., Paracelsus (1493-1541) für Chemiker, Edition Clausthal 1993, S. 98; Helmut Werner, Hg., Mikrokosmos und Makrokosmos. Okkulte Schriften von Paracelsus, München:Diederichs 2989, S. 11f.

Seine Gegner beschuldigten Jakob Böhme, ein Säufer zu sein! Will-Erich Peuckert, Das Leben Jakob Böhmes, Jena: Diederichs 1924, 124, 129.

Im Frankreich des 17. Jahrhunderts galten die Rosenkreuzer als Trinker und schon deshalb als bekämpfenswert. Frances A. Yates, Aufklärung im Zeichen des Rosenkreuzes, Stuttgart: Klett 1975 (zuerst 1972), S. 115.

Jacob Paul von Gundling (1673 - 1731), Hofnarr Friedrich Wilhelms I. v. Preußen, studierter Philosoph und Historiker; seit 1705 Professor bei der Fürsten- und Ritterakademie in Berlin; königl. Hofhistoriograph, Assessor des Oberheroldamtes; 1717 Oberzeremonienmeister, geheimer Kriegsoberappelations- und Kammergerichtsrat, auch Präs. der preußischen Societät der Wiss. als Nachf. von Leibniz. Der bedeutende Gelehrte brachte sich durch Trunksucht, fortwährend erniedrigt vom König und den Hofleuten, allmählich um jedes Ansehen. Er soll in einem Weinfaß beigesetzt worden sein. Lit. Martin Sabrow, Herr und Hanswurst. Das tragische Schicksal des Hofgelehrten J.P.v.G., Stuttgart/München 2001, bes. 146f. u.ö.

Julien Offray de LaMettrie (19.12.1709 – 11.11.1751), Verfasser provozierender Bücher (wie z.B. “Menschmaschine”) galt den biederen Zeitgenossen als zügelloser, genußsüchtiger Immoralist, der fraglos auch ein gewaltiger Säufer gewesen sein muß! Lit. Ursula Pia Jauch, Jenseits der Maschine. Philosophie, Ironie und Ästhetik bei Julien Offray de la Mettrie (1709-1751), München 1998.

Karl Heinrich Heydenreich (1764 – 1801) war ein spinozistischer Professor der Philosophie in Leipzig. Dem Alkohol zugetan, auch opiumsüchtig, war er in Schulden geraten, die ihn bis ins Gefängnis brachten, sodaß er sich schließlich genötigt sah, seine Professur 1798 niederzulegen. Werke: System der Ästhetik (1790); Betrachtungen über Philosophie der natürlichen Religion (1790/91); System des Naturrechts und kritischer Principien (1794/95); Briefe über den Atheismus (1796). Lit. ADB 12, 1880, S. 355f. - J.G. Fichte scheint zumindest als Hauslehrer in Zürich des öfteren zu tief ins Glas geschaut zu haben. Wilhelm G. Jacobs, Johann Gottlieb Fichte, Reinbek 1984, 14 u. 16f.

Salomon Maimon hat man einen "unüberwindlichen Hang zum Schnapse" zugeschrieben; das tägliche Herumtreiben in Weinhäusern und "Tabagien" war offenbar tatsächlich schuld daran, wenn er niemals eine seinen Potenzen angemessene Stelle übernehmen konnte. Salomon Maimons Lebensgeschichte. Von ihm selbst geschrieben, Berlin: Union 1988, Nachwort von Octavia Winkler, S. 205.

Recht rabiate und mit dem Alter ständig zunehmende Alkoholproblemen hatte G.C. Lichtenberg! Vgl. dazu Horst Gravenkamp, Geschichte eines elenden Körpers. Lichtenberg als Patient, Göttingen: Wallstein 1989, 137f.

J.W. Goethe soll im Alter täglich zwei bis drei Liter Wein getrunken haben, bei Anlässen, bei denen gezecht wurde, noch mehr. Frédéric Soret notierte sich am 10. Juni 1823, dass Goethe in der Karlsbader Kur bis zu 22 Gläser Wein trinken konnte, ohne sich unwohl zu fühlen.  Bernd Hamacher, Johann Wolfgang von Goethe. Entwürfe eines Lebens, Darmstadt 2010, 204; Karlheinz Schulz, Goethe. Eine Biographie in 16 Kapiteln, Stuttgart 1999, bes. 432. Goethe hatte nicht nur eine Vorliebe für guten Wein, er trank auch ziemlich reichlich davon. Sein Biograph Lewes, der allerdings dem Weimarer Goethekreis zeitlich noch nahestand, gibt sogar, vielleicht übertreibend, an: "Den Wein liebte er sehr, täglich trank er seine zwei bis drei Flaschen". Karl Christoffel, Rebe und Wein in Goethes Weltbild, Heidelberg 1948, 35, vgl. auch 32.  Wilhelm Zahn, Architekt und Altertumsforscher, notierte am 8.9.1827, daß es Goethe bei Tisch kritisierte, als Zahn seinen Tischwein mit Wasser verdünnte. Der Hausherr selbst hatte schon eine ganze Flasche geleert und eine zweite angebrochen als die Gäste nach dem Essen zum Kaffee übergingen. Christoffel 34.

Bei Hegel, von dem immer wieder behauptet wird, daß er übermäßig viel Wein getrunken habe, kann keine Rede davon sein, daß der Alkoholgenuß in irgendeiner Weise seinen gesundheitlichen Zustand zerrüttet habe.

Johann Baptista Schad (1758 – 1834), ein entlaufener Benediktinermönch, wird 1799 Magister, 1802 Professor für Philosophie in Jena. 1804 folgt er einem Ruf in das russische Charkow, wo er aber 1816 “wegen anstößiger Stellen” in seinen Schriften amtsenthoben und aus Rußland ausgewiesen wird. Über die Grenze transportiert, kehrt er auf Umwegen nach Jena zurück. Durch die Aussiedlung verarmt, seine Ehe zerrüttet, auch reichlicher Alkoholgenuß führen zum völligen körperlichen und gesellschaftlichen Verfall. “Wie ein griechischer Cyniker” habe er in Jena gelebt (ADB). Lit. ADB 30, 1890, 493f.

Zu Alkoholproblemen bei M. Foucault s. Bernhard H.F. Taureck, Michel Foucault, Reinbek: Rowohlt 1997, 19, 24, 34. In seiner Zeit seines Schwedenaufenthalts trinkt er viel, gelegentlich ist er sturzbetrunken. Didier Eribon, Michel Foucault. Eine  Biographie. Aus dem Französischen von Hans-Horst Henschen. (zuerst Flammarion 1989) Frankfurt a.M.: Suhrkamp 1991, 129.