Nicodemus Frischlin
1547 - 1590 Seit 1568 war Frischlin Professor der Dichtkunst und Geschichte in Tübingen, aber er war nicht Ordinarius. Seine Verse waren gut, man zeichnete ihn aus, er zechte mit Fürsten und Adel, ein Lebemann mit magerem Gehalt. 1580 wurde ohne sein Wissen eine alte Schrift von ihm über den Bauernstand, in der er sich kritisch über den Adel verbreitete, neu gedruckt, auch noch verzerrt. Ergebnis: der Adel klagte gegen ihn, die mißgünstigen Kollegen frohlockten. Er war jetzt seines Lebens nicht mehr sicher. Also verließ er Tübingen, 1582 wurde er Rektor in Laibach, aber schon 1584 kehrte er nach Tübingen zurück. Hier verklagte man ihn plötzlich eines sieben Jahre alten Vergehens wegen Ehebruch, vom Landesherrn wurde er daraufhin verbannt. Frischlin verließ Tübingen 1587 und zog jahrelang als Literat in Deutschland umher, aber der kollegiale Haß folgte ihm überallhin. Vor allem sein ehemaliger Lehrer Crusius brandmarkte ihn als undankbaren Schüler. Immer neu kamen in Stuttgart Beleidigungen und Beschuldigungen gegen den Verbannten auf. Als sich Frischlin im März 1590 in Mainz aufhielt, nahm man die Gelegenheit wahr, verhaftete und internierte ihn, wohl zur “moralischen Besserung”, in der Festung Hohenurach; der Vorfall erinnert in seiner Perfidie an Schubart (siehe dort). Frischlin kam im November bei einem unglücklichen Fluchtversuch ums Leben. Er brach ein Stück aus dem eisernen Ofen seiner Zelle und konnte seinem Kerker entrinnen. Sein Leinenzeug hatte er zerschnitten und zu einem Seil verknotet. In der Nacht erkannte er nicht, daß er sich gerade an der schroffsten Seite der Festung an den Abstieg wagte. Das Seil reichte nicht, der Ausbrecher stürzte an den gezackten Felsenwänden hinab und brach sich das Genick. Lit. Allg. Dt. Biogr. 8, 1878, 96-104; K. Klüpfel, Geschichte und Beschreibung der Universität Tübingen, 1849, 90-93.